Überlebensstrategien von Kindern in dysfunktionalen Familien: Auswirkungen auf das Erwachsenenleben

 

Dysfunktionale Familien sind geprägt von Verhaltensweisen, die zu emotionalen, psychischen und manchmal auch physischen Belastungen führen. Kinder, die in solchen Umgebungen aufwachsen, entwickeln oft spezielle Überlebensstrategien, um mit dem Stress und der Unsicherheit umzugehen. Diese Strategien sind zwar oft hilfreich, um kurzfristig zu überleben, können aber langfristig negative Folgen haben. Dieser Artikel beleuchtet die häufigsten Überlebensstrategien von Kindern in dysfunktionalen Familien, ihre Auswirkungen und Möglichkeiten zur Unterstützung.

 

Rollenübernahme

In dysfunktionalen Familien übernehmen Kinder oft Rollen, die ihnen nicht altersgemäß sind. Diese Rollen können variieren, aber häufige sind:

 

Der Retter: Ein Kind, das versucht, die Familie zu stabilisieren und Harmonie zu schaffen, indem es sich um die Bedürfnisse der Eltern oder Geschwister kümmert.

Der Sündenbock: Dieses Kind lenkt durch problematisches Verhalten die Aufmerksamkeit von den eigentlichen familiären Problemen ab und wird oft für die Schwierigkeiten verantwortlich gemacht.

Der stille Beobachter: Ein Kind, das sich zurückzieht und versucht, unsichtbar zu sein, um Konflikte zu vermeiden.

 

Diese Rollen können kurzfristig Erleichterung bringen, führen aber langfristig zu Problemen in der Persönlichkeitsentwicklung und im sozialen Verhalten.

 

Emotionales Vermeiden

Emotionale Überforderung führt oft dazu, dass Kinder lernen, ihre Gefühle zu unterdrücken. Sie entwickeln Mechanismen wie:

 

Gefühlsunterdrückung: Kinder versuchen, ihre Emotionen nicht zu zeigen, um Konflikte oder Missbrauch zu vermeiden.

Dissoziation: Ein Kind trennt sich gedanklich von der belastenden Situation, indem es in eine Fantasiewelt flüchtet oder das Geschehen als nicht real empfindet.

 

Langfristig kann dies zu Schwierigkeiten bei der Identifikation und dem Ausdruck von Emotionen führen.

 

Überanpassung

Manche Kinder passen sich extrem an die Erwartungen und Bedürfnisse der dysfunktionalen Eltern an. Dies äußert sich durch:

 

Perfektionismus: Das Streben nach Perfektion, um elterliche Anerkennung und Liebe zu erlangen.

Überverantwortlichkeit: Kinder übernehmen mehr Verantwortung, als altersgemäß ist, um Kontrolle und Stabilität in der Familie zu schaffen.

 

Diese Verhaltensweisen können zu einem ständigen Gefühl der Überforderung und zu Burnout führen.

 

Flucht in äußere Strukturen

Kinder suchen oft externe Strukturen und Ablenkungen, um der Belastung zu entkommen:

 

Leistung in der Schule oder in Hobbys: Sie suchen Anerkennung und Bestätigung außerhalb der Familie.

Soziale Rückzug oder Überengagement: Manche Kinder ziehen sich sozial zurück, während andere sich in viele Aktivitäten stürzen, um so wenig Zeit wie möglich zu Hause zu verbringen.

 

Diese Fluchtstrategien können eine vorübergehende Erleichterung bringen, sind jedoch keine Lösung für die zugrunde liegenden familiären Probleme.

 

Verhaltensauffälligkeiten

Manche Kinder zeigen Verhaltensauffälligkeiten als Ausdruck ihres inneren Konflikts:

 

Aggressivität: Kinder können aggressives Verhalten zeigen, als Reaktion auf den erlebten Stress und die Frustration.

Delinquenz: Risikoverhalten oder Gesetzesbrüche können eine Möglichkeit sein, auf die Vernachlässigung oder den Missbrauch zu reagieren.

 

Solche Verhaltensweisen sind oft ein Hilferuf und sollten als solcher verstanden und behandelt werden.

 

Auswirkungen auf das Erwachsenenleben

 Die Überlebensstrategien, die Kinder in dysfunktionalen Familien entwickeln, können tiefe Spuren hinterlassen und das Erwachsenenleben beeinflussen. Sie können Probleme in Beziehungen, im beruflichen Umfeld und im Umgang mit Stresssituationen haben. Viele Erwachsene, die in solchen Familien aufgewachsen sind, leiden unter Angststörungen, Depressionen oder anderen psychischen Problemen.

 

Unterstützung und Heilung

Kinder aus dysfunktionalen Familien benötigen Unterstützung, um gesunde Bewältigungsmechanismen zu entwickeln. Folgende Maßnahmen sind hilfreich:

 

Therapie: Professionelle psychologische Unterstützung kann Kindern und späteren Erwachsenen helfen, ihre Erlebnisse zu verarbeiten und gesunde Strategien zu entwickeln.

Positive Bezugspersonen: Beziehungen zu stabilen und liebevollen Erwachsenen außerhalb der Familie können wichtige Unterstützung bieten.

Bildung und Selbsthilfegruppen: Schulungen und Selbsthilfegruppen bieten Raum für Austausch und gegenseitige Unterstützung.

 

Fazit:

Kinder in dysfunktionalen Familien entwickeln oft Überlebensstrategien, die kurzfristig notwendig, aber langfristig schädlich sein können. Verständnis, Unterstützung und professionelle Hilfe sind essenziell, um diesen Kindern und den späteren Erwachsenen zu helfen, ein gesundes und erfülltes Leben zu führen. Erwachsene, die in dysfunktionalen Familiensystemen aufgewachsen sind, können eine Vielzahl von langfristigen psychischen, emotionalen und sozialen Folgen erleben. Diese können das tägliche Leben und zwischenmenschliche Beziehungen erheblich beeinflussen. Es ist wichtig, die Mechanismen zu erkennen und anzugehen, um den Kreislauf der Dysfunktion zu durchbrechen und Heilung zu ermöglichen.